Montag, 15. August 2016

Ironman 70.3 Wiesbaden - yes I can!

Als ich vor 2 Wochen abends einen Anruf aus Frankfurt erhielt, bin ich beinahe wortwörtlich vom Pferd gefallen. Ich war tatsächlich gerade am Reiten und erhielt die Nachricht, dass ich im Mainova-Team einen Einzelstartplatz für den Ironman 70.3 in Wiesbaden bekommen könnte, wenn ich denn immer noch wöllte. Ich hatte mich eine Woche zuvor um den Startplatz beworben. Ich traute mich nämlich nicht, mich direkt anzumelden am, man sagt, weltweit härtesten Ironman 70.3 Rennen, ich nutzte stattdessen den Umweg über Mainova. So traf jemand anderes für mich die Entscheidung ;-))

 

 

 

Und so startete ich am 14.8.16 bei der Europameisterschaft Ironman 70.3 in Wiesbaden. Es war mein erster Ironman. Ich hatte höchsten Respekt vor der sehr anspruchsvollen Radstrecke (90km mit 1450hm) und dem anschließenden welligen Laufen im Kurpark. Schwimmen sollte eigentlich kein Problem sein, außer daß über 2000 Athleten am Start waren und ein Landgang eingebaut war. Ich wollte beim Schwimmen ganz vorne starten. Bis da vorne hinzukommen war allerdings gar nicht so einfach. Erst recht nicht als Frau. Aber ich schaffte es beim Rolling Start immerhin als 5. Reihe ins Wasser. Und ich war richtig einsortiert so. Brauchte zwar ziemlich lang, bis ich meinen Rhytmus hatte, aber ich hatte trotzdem von allen weiblichen Altersklassen-Athletinnen die schnellste Schwimmzeit ;-))  Soviel zu meiner Frage bei der Wettkampfbesprechung, ob es auch bei den Altersklassen-Athleten ein Führungsboot gäbe? Ich hatte dann nämlich die Blicke aller Teilnehmer auf mich gerichtet gehabt mit dem Kommentar, wen interessiert das Führungsboot, das sehen wir doch eh nicht!

 

Nach dem Schwimmen rauf aufs Rad. Die Strecke mit Verstand fahren und sich genug Körner für das Laufen hintennach aufheben, so war meine Rennstrategie. Beim Radfahren nicht alles zu geben war aber gar nicht so einfach, denn in jedem Ort feuerten uns die Anwohner an, machten Party, Livebands, überall war super Stimmung. Ich genoss es, dass die komplette Radstrecke für uns Radfahrer gesperrt war. Die Gefahrenquelle Auto war nicht da. Wir konnten uns auf die eigentliche Strecke konzentrieren. Als ich vom Radfahren zurück kam, konnte ich noch vermuten, dass ich noch gut im Rennen lag. Beim Laufen wurde es dann ziemlich schnell unübersichtlich und voll auf der Laufstrecke. Ich wurde von vielen Frauen überholt, aber wieviel Bändchen die schon hatten oder welche AK konnte ich nicht mehr erkennen. Aber das war mir egal, ich habe die Atmosphäre auf dem kompletten Rennen voll genossen und ich würde es schaffen unter 6 Stunden zu bleiben, das war mein persönliches Ziel. Und als dann nur noch 10km zu laufen waren, konnte ich absehen, dass ich mein Ziel erreichen kann und das beflügelte mich zusätzlich zum Publikum auf den letzten 2 Runden. Der Zielkanal, der rote Teppich, mein Name im Lautsprecher, das tosende Publikum, die letzten Meter waren genial! Ich habe es geschafft! 5:45 Stunden für meinen ersten Ironman 70.3. Im Ziel wartete Bernd auf mich, der mich schon auf der Laufstrecke immer wieder an einer anderen Stelle angefeuert hatte, ich umarmte ihn, mir standen die Tränen vor Freude in den Augen. Nach dem Duschen schaute ich auf die vorläufigen Ergebnislisten. Ich hatte in der AK45 den 2. Platz gemacht und bin damit Vizeeuropameisterin - voll der Wahnsinn!! Aber es kommt noch besser: ich habe damit auch einen Slot für die WM im Sep 2017 in Tennessee gezogen - dass hat mich voll umgehauen. Ich war voll neben der Spur oder high oder wie soll man das nennen? Jedenfalls hatte ich außer meinen Autoschlüssel und etwas Bargled nichts im Zielbereich. Noch nicht mal ein Handy. Wenn ich den Slot hätte annehmen wollen, hätte ich ihn direkt nach der Siegerehrung mit Kreditkarte bezahlen müssen. Ich versuchte erst mal einen klaren Gedanken zu fassen, was zu essen und zu trinken, noch mal essen und trinken, nachzudenken, wie ich das "Problem" nun löse. Ich kam zu dem Schluß, dass ich den Slot nicht annehmen werde, weil das alles viel zu kostenintensiv werden würde. Es bat sich sogar ein Athlet mit Kreditkarte an, mir das Geld vorzustrecken. Das war alles viel zu verrückt. Ich behalte den Ironman 70.3 in Wiesbaden als einen super genialen Wettkampf mit "sau geiler" (sorry für das Wort) Stimmung an der Strecke in Erinnerung und ziehe für mich den Schluß daraus: "yes I can!". Die anschließende Siegerehrung im Casino genoß ich in vollen Zügen. Sogar schnellste Schwimmerin/Schwimmer von allen Altersklassen-Athleten wurden geehrt!! Ich war also 2 mal oben auf der Empore. Es war einfach nur genial!!

 

 

 

Text: Sandra Hornig

 

Bild-Quelle: Bernd Prior

 

 

 

 



1 Kommentar:

  1. glückwunsch! toll gemacht, ich sehe du hast dein nummernband wieder ;)

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